XIV.   Weisheit

 

 

Unmittelbar vor dem Kapitel über Gott, als dem Ausgangspunkt und Ziel des gesamten menschlichen Lebens, darf hier noch so etwas wie eine letzte Rast vor der Ankunft gehalten werden.

Auf erfrischende Weise sollen die folgenden Zeilen erfahrbar machen, wie klar Mutter Teresa und Frère Roger ihr ganzes Dasein im Licht der göttlichen Liebe gesehen haben, und dadurch für unser Jahrhundert von so großer Bedeutung geworden sind. 

Weisheit bedeutet hier, das Wesentliche und Wichtigste zu erkennen und durch ein daraus entspringendes Leben mitten in der Welt, der gesamten Menschheitsfamilie zugänglich zu machen.  

 

 

 

Mutter Teresa:

 

Ein US - Senator fragte Mutter Teresa einmal: „Sind Sie nie entmutigt, wenn Sie das Ausmaß der Armut sehen und begreifen, wie wenig Sie wirklich tun können?“

Mutter Teresa antwortete: „Gott hat mich nicht dazu bestellt, erfolgreich zu sein.

Gott hat mich dazu bestellt, treu zu sein.“ [309]

 

„Manche sagen mir, wenn wir Almosen verteilen, verringert das die Verantwortung der Regierung den Bedürftigen und den Armen gegenüber.

Ich mache mir deswegen keine Sorgen, denn Regierungen schenken normalerweise keine Liebe.

Ich tue einfach, was ich kann. Alles andere geht mich nichts an.“ [310]

 

Auf die Frage, warum sie sich nicht mehr Ruhe gönne antwortete Mutter Teresa schlicht:

„In der Ewigkeit ist genug Zeit, um auszuruhen. Hier gibt es soviel zu tun...“ [311]

Pater Benedict Groeschel erzählt:

„Einmal war Mutter Teresa in der Sendung eines gefürchteten amerikanischen Talkmasters eingeladen, der seine Gesprächspartner lächerlich zu machen pflegte.

Er fragte sie: ,Was halten Sie von Abtreibung?’

Sie fragte ihn: ,Was hält Jesus von Abtreibung?’

Der Talkmaster war völlig sprachlos.

Wohl noch nie in seinem Leben hatte er sich überlegt, was Jesus von irgendetwas hielt.

Eine Woche später wurde seine Frau freiwillige Mitarbeiterin bei den Schwestern Mutter Teresas. Wahrscheinlich aus Dank, dass endlich einmal jemand ihren Mann zum Schweigen gebracht hatte.“ [312]

 

„Das Gestern gehört der Vergangenheit, das Morgen der Zukunft, die wir nicht in der Hand haben. Es kann sein, dass es kein Morgen mehr gibt.

Wir haben nichts als den heutigen Tag.

Heute gilt es, bereit zu sein und tätig, heute müssen wir für die Verherrlichung Gottes arbeiten.“[313]

 

„Mein Geheimnis ist ganz einfach. Ich bin ein Werkzeug der göttlichen Vorsehung.

Nicht ich habe es getan, Gott hat es so gewollt.“ [314]

 

 

 

 

Frère Roger:

 

„Öfter als früher fragt man mich: Was ist das Stärkste in Ihrem Leben?

Ohne zu zögern erwidere ich: Vor allem das gemeinsame Gebet, und in diesem die langen Zeiten der Stille.

Gleich danach kommt als das Schönste in meinem Leben:

einen Menschen im persönlichen Gespräch in seiner Ganzheit zu erkennen...“ [315]

 

„Ich weiß es beim besten Willen nicht, warum unser Weg eine Richtung nahm, die niemand vorausgesehen hatte. In den Anfangstagen hätte ich mir nicht träumen lassen, was später hier geschah.

Auf einer Ikone in unserer Kirche ist die Taufe Christi dargestellt. Johannes der Täufer zeigt mit seinem Finger auf Christus, nicht auf sich selbst.

Je weiter wir kommen, desto deutlicher begreifen wir, dass von uns schlicht erwartet wird, auf diesen Christus, der Gemeinschaft ist, zu zeigen.“ [316]

 

„Jeden Morgen den heraufziehenden Tag in Empfang nehmen. In jedem Menschen schafft Gott Neues.

Im Heute Gottes leben, das ist das Wichtigste.

Morgen wird wieder ein Heute sein.“ [317]

 

 

 

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